FRAUENPROJEKTE
1984: Gründung des Vereins
Frauenberatung und Selbsthilfe
anschließende Namensänderungen
(von 1987 bis 1997, Marienplatz 5)
ab 1991: Frauenberatung
– Bildung – Forschung
ab 1994: Verein Beratungsstelle
Graz, Beratung, Bildung, Forschung
ab 1997: Verein FRAUENSERVICE Graz
1991: Gründung des Vereins
Danaida – Beratung, Bildung und Treffpunkt für ausländische Frauen
(ab 1998, Marienplatz 5)
Umfeld: „Schlaflose Nächte“
Vernetzung österreichischer Mädchen- und Fraueneinrichtungen
mit dem Ziel einer gesetzlichen und dauerhaften finanziellen Absicherung
der Einrichtungen in Form einer Basisfinanzierung.
„Thekla“ ist ein regionales
Netzwerk der Grazer Frauen- und Mädchenprojekte zur Beseitigung der
Diskriminierung von Frauen.
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„Immer wieder für tot erklärt, ist die Neue Frauenbewegung doch eine der bedeutendsten sozialen und politischen Bewegungen der letzten zwei Jahrzehnte. Sie hat das Geschlechterverhältnis, das gesellschaftliche Bewusstsein und das individuelle und kulturelle Selbstverständnis an den unterschiedlichsten sozialen Orten verändert.“ (Geiger/ Hacker, S. 7)
Eine dieser Veränderungen war die Gründung von autonomen oder institutionell organisierten, feministischen oder frauenbewegten Gruppen, Projekten oder Einzelinitiativen.
Zwei Beispiele seien stellvertretend für die Grazer Frauenprojekte erwähnt:
Der Verein FRAUENSERVICE Graz wurde 1984 unter dem Namen Verein Frauenberatung und Selbsthilfe gegründet. „Gründerinnen des Vereins waren ein Kreis von engagierten Frauen, eine Projektgruppe des Jahrganges der Sozialakademie, Studentinnen, berufstätige und Frauen, die sich als Teil der autonomen Frauenbewegung verstanden.“ (15 Jahre Beratung und Bildung im Interesse von Frauen, S. 6) Die erste Frauenberatungsstelle in Graz wurde im Dezember 1984 in den Räumen der Triesterstraße 97 durch den Bürgermeister Alfred Stingl eröffnet.
Die Themenbereiche, mit denen sich die ersten Mitarbeiterinnen und Unterstützerinnen beschäftigten waren unter anderem die Benachteiligung von Frauen, Gewaltanwendung gegen Frauen, Ungleichheit am Arbeitsmarkt, Tabuisierung des Schwangerschaftsabbruchs. Allen gemeinsam war das Interesse an feministischer Frauenarbeit.
Der Verein Frauenberatung und Selbsthilfe blieb bis heute den Prinzipien feministischer Bildungsarbeit Freiwilligkeit, Ganzheitlichkeit, Parteilichkeit und der Wahrung der Anonymität treu. „Die Frauenberatung verstand sich als Einrichtung, die Frauen mit sozialen, arbeitsmarktbezogenen, juristischen, psychischen und medizinischen Problemen und Fragen unbürokratisch Hilfe, Unterstützung und Beratung anbietet. (Ingrid Franthal in: 15 Jahre Beratung und Bildung im Interesse von Frauen, S. 6).
Im Mai 1987 übersiedelte die Frauenberatungsstelle in größere Räumlichkeiten am Marienplatz 5. 1990 wurde der Verein um das Forschungsreferat (bis 1997), 1991 um das Bildungsreferat erweitert. In diesem Jahr wurde der Vereinsname dem Angebot entsprechend geändert in Frauenberatung – Bildung – Forschung. Noch zwei weitere Namensänderungen folgten, 1994 in Verein Frauenberatungsstelle Graz, Beratung, Bildung, Forschung und im Herbst 1997 in Verein FRAUENSERVICE Graz.
Ab Mai 1995 wurde über Auftrag des Arbeitsmarktservice die Beratungsstelle ZiB (Zurück in den Beruf) in der Keplerstraße errichtet, da die Weiterfinanzierung nicht gewährleistet war, wurde die Beratungsstelle 1997 geschlossen. Seit Ende 1997 befinden sich die Räumlichkeiten des Vereins in der Idlhofgasse 20.
Neben anderen Projekten innerhalb des Vereins FRAUENSERVICE (Handel im Wandel, Beratungsstelle für Prostituierte) wurde mit 1. Mai 1999 ein Stadtteilprojekt im Bezirk Gries mit dem Cafe Palaver eröffnet.
Die Beratungsstelle wurde im Jahr 2000 von 1306 Frauen aufgesucht. Angeboten werden juristische Beratung, Sozial- und Arbeits(losen)beratung, psychologische und medizinische Beratung.
Das Bildungsreferat bietet themenzentrierte Gruppen, Seminare und Kurse an (z.B. Selbstverteidigung, therapeutische Gruppen, FrauenComputerKurse, Schreibwerkstätten, Selbsthilfegruppen) und die FrauenStadtSpaziergänge. Im Jahr 2000 haben 920 Frauen an den Veranstaltungen teilgenommen.
Von der Bildungsreferentin Mag.a Bettina Behr wurde mit Unterstützung von Mag.a Brigitte Dorfer und Ilse Wieser und weiteren Grazer Frauenorganisationen ab dem Jahr 2000 das Projekt „WOMENT!“ entwickelt und durchgeführt.
ZIB – Zurück in den Beruf bietet Kurse zur Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt an. (Im Jahr 2000 wurden 7 Kursmaßnahmen durchgeführt).
Das Stadtteilprojekt palaver bietet ein Cafe (als Beschäftigungsprojekt), eine Schreibstube, Veranstaltungen, Seminare und Workshops (Kulturveranstaltungen, Ausstellungseröffnungen, Kinderwerkstätten, Diskussionsveranstaltungen, Kreativ- und Technikworkshops) an. Im Jahr 2000 nahmen 1537 Menschen an den Veranstaltungen teil.
Der Verein FRAUENSERVICE Graz ist wie unter anderem Danaida und Mafalda eingebunden in die Vernetzung „Schlaflose Nächte“ (Ziel: Durchsetzung einer gesetzlichen und dauerhaften finanziellen Absicherung der Einrichtungen in Form einer Basisfinanzierung) sowie in das lokale Netzwerk „Thekla“ und andere regionale und nationale Netzwerke.
Danaida. Bildung und Treffpunkt für ausländische Frauen.
„Angeblich waren die ersten Fremden, von denen uns die griechische Mythologie berichtet, Frauen – eben die Danaiden. ...Die Danaiden ... waren die Nachkommen der Io, die selbst schon als eine Art Migrantin wie verrückt von einem Kontinent zum anderen irrte. Die Danaiden waren Verweigerinnen und sie waren mächtig, da sie die Kunst des Wasseraufbringens und des Brunnenbauens beherrschten.“ (Elisabeth Freithofer in: Danaida. Bildung und Treffpunkt für ausländische Frauen, S. 23)
Der Verein Danaida – Beratung, Bildung und Treffpunkt für ausländische Frauen wird 1991 gegründet. Zwei Frauen wurden für die Projektvorbereitung angestellt und im Februar 1992 wurde die Beratungsstelle in der Keplerstraße 42 eröffnet. Neben dem Beratungsangebot wurden Deutsch- und Orientierungskurse, Gesprächsgruppen für ausländische Frauen, Selbsthilfegruppen und diverse Informationstage angeboten. Die Beratungsstelle musste mangels Finanzierung im Juni 1993 geschlossen werden, die Mitarbeiterinnen wurden gekündigt.
Im Februar 1994 wurde die Beratungsstelle wieder eröffnet, es wurden aber nur mehr vereinzelt Beratungen durchgeführt.
Der Verein Danaida bietet seit 1991 Deutschkurse und seit 1995 auch Alphabetisierungskurse für ausländische Frauen an, sowie „Spielerisch Deutsch lernen“ für Volksschulkinder aus MigrantInnenfamilien. Pro Jahr nehmen etwa 350 Frauen aus 30 verschiedenen Ländern an den Kursen von Danaida teil. Begleitende Kinderbetreuung ist ein grundsätzliches Prinzip des Vereins, da es sonst vielen Frauen wegen ihrer Familienpflichten nicht möglich wäre, einen Kurs zu besuchen. Der Verein bietet auch Workshops und Seminare zu aktuellen Themen an sowie Computerkurse, Fahrradkurse und andere Bildungs- und Freizeitaktivitäten.
Danaida hat auch an EU Projekten mitgearbeitet (u.a. Amigra – Projekt zur Förderung der beruflichen Perspektiven von Migrantinnen)
Im Jahr 2001 hatte Danaida 14 Mitarbeiterinnen (alle Teilzeit oder geringfügig beschäftigt).
Zitat:
Zugleich waren Ende der 70iger Jahre viele Feministinnen in der Situation, sich Gratisarbeit (in verschiedenen Fraueninitiativen B.D.) ökonomisch nicht mehr leisten zu können. Entschieden sie sich nun für eine Konzentration ihrer Aktivitäten auf ein feministisches Projekt, so sahen sie sich nicht nur mit finanzbürokratischen Regeln, Anforderungen und Kontrollen von „außen“ konfrontiert, sondern auch mit dem Misstrauen anderer bewegter Frauen und mit dem Vorwurf, aus der Frauenbewegung Profit zu schlagen und das „große Geld“ zu machen. (Geiger/ Hacker, S. 100)
Zwischen theoretischen Möglichkeiten und gesellschaftspolitischer Realität klafft für Frauen die große Kluft eines beharrlich verteidigten patriarchalen Systems. (Eva Rossmann in: 15 Jahre Beratung und Bildung im Interesse von Frauen, S. 13)
Ausgewählte Literatur:
Danaida, Abschlußbericht nex:it Projekt „Mädchenwelten – Girls cross the border“. o.O, o.J.
Danaida. Bildung und Treffpunkt für ausländische Frauen. o.O., o.J. (aus Anlass des 10 jährigen Bestehens)
Brigitte Geiger, Hanna Hacker, Donauwalzer Damenwahl. Frauenbewegte Zusammenhänge in Österreich. Wien 1989.
Frauenwelten, Migrantinnen, Alltagswerkstatt. Hg. von Danaida. o.O., o.J..
Jahresbericht 2000. Verein FRAUENSERVICE: Graz 2001.
Laufschritte. Zeitschrift des Vereins FRAUENSERVICE Graz. Graz. diverse Ausgaben.
1984 – 1999. 15 Jahre Beratung und Bildung im Interesse von Frauen.
Hg. von Verein FRAUENSERVICE. Graz 1999.
Text und Recherche: Brigitte Dorfer
Dank an Ingrid Franthal und Irene Windisch für Gespräche und Materialien.
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