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EVA & CO
erste feministische Kulturzeitschrift in Europa
1982 bis 1992

Bezug zu Graz: erste feministische Kulturzeitschrift Europas in Graz

Umfeld, Netzwerk: Forum Stadtpark. Katharina Prato (Ausstellungsarbeit von Erika Thümmel). IAWA (International Association of Women in the Arts), intAKT (erste österreichische Künstlerinnengemeinschaft)

Titelblatt des Heftes Hexen (Heft Nr. 8), Eva & Co - FotgrafIn: Veronika Dreier, Eva Ursprung, Aufnahmejahr: 80er Jahre

Eva & Co: Künstlerinnengemeinschaft und Erste Feministische Kulturzeitschrift Europas

1975, im von der UNO proklamierten Jahr der Frau wurde in Wien von Valie Export, der großen Wiener Künstlerin eine Ausstellung organisiert, an der ausschließlich Frauen beteiligt waren. Europaweit war es das erste Mal, dass ausschließlich Künstlerinnen beteiligt waren und ganz dezidiert feministische Ansprüche gestellt wurden.
Zwei Jahre später gründeten Wiener Künstlerinnen die erste österreichische Künstlerinnengemeinschaft "intAKT". "In Graz hingegen arbeiten Künstlerinnen wie Erika Thümmel, Veronika Dreier, Doris Jauk-Hinz, Friedericke J. Nestler-Rebeau, Irmgard Schaumberger und Eva Ursprung noch weitgehend allein. Die Künstlerinnen kennen einander zwar, die Kontakte sind aber lose." (Unterholzer, S. 279)
Dann fand aber im Rahmen des Steirischen Herbstes die Ausstellung "feminin-maskulin" statt: Jedes zweite Kunstwerk stammte von einer Künstlerin! Das war außergewöhnlich, aufsehenerregend. Der offizielle Kunstbetrieb hakte aber scheinbar das Thema wieder ab.
Zwei Jahre später, 1981, gründeten künstlerisch interessierte Frauen wie Veronika Dreier, Dorothea Konrad, Silvia Ulrich, Eva Ursprung und Anne Wrulich die feministische Kulturzeitschrift "Eva & Co". Damit wollten die Künstlerinnen verstärkt an eine Öffentlichkeit drängen, die von einer männerdominierten, sexistischen Kulturpolitik determiniert wurde. Die Künstlerinnen fühlten sich in dieser Welt selbstherrlicher Künstler nicht heimisch. "Eva & Co" wurde gegründet, weil wir Künstlerinnen bei der Stange halten wollten. Ich bezweifle, dass viele von uns ohne "Eva & Co" heute noch Künstlerinnen wären." (Unterholzer, S. 281)
Die erste Nummer, die 1982 erschien, vertrat eindeutig kulturpolitische Forderungen, es wurden in der gleichnamigen Galerie "Eva & Co" in der Annenstrasse 71 Gruppenausstellungen organisiert, Konzerte, Performances, Lesungen und Aktionen. Das erste Heft wurde noch ohne Subventionen selbst hergestellt, Texte getippt, Layouts geklebt. 24 Hefte erschienen insgesamt in den 10 Jahren des Bestehens von "Eva & Co".
1986 wurde von Eva Ursprung und Veronika Dreier Künstlerinnengemeinschaft "Eva & Co" gegründet und auch Erika Thümmel kam dazu. Nun traten die Künstlerinnen nach einer Pause verstärkt wieder an die Öffentlichkeit, v.a. mit Kunstaktionen. Die Künstlerinnen regten sich gegenseitig an, motivierten und stärkten einander - jenseits des Geniekultes und der Selbstherrrlichkeit und Selbstüberschätzung männlicher Kollegen. Erika Thümmel sagte, dass ihr die Berufsbezeichnung "Künstlerin" nur schwer über die Lippen kam und erst die Aufnahme in die Sozialversicherung für KünstlerInnen bewirkte bei ihr eine Selbstverständlichkeit als Künstlerin. Aber einer Festschreibung als "Frauenkunst" entziehen sich die Künstlerinnen, dieses Etikett wollen sie nicht. (Unterholzer, S. 282) Durch die Künstlerinnengemeinschaft werden die Künstlerinnen nicht auf ihr Geschlecht reduziert, sondern werden als die jeweilige Künstlerin mit ihrer Kunstproduktion erinnert.
1986 entwarfen Erika Thümmel und Veronika Dreier gemeinsam die legendäre "Pud-Ding-Frau" und präsentierten sie im Rahmen der "Unitopia", einem Universitätsfest. Diesem ersten Ansatz von "Eat Art" folgte 1989 eine erste Herausgabe der "Freßhefte", eine zweite 1990 im Rahmen der feministischen Buchmesse in Barcelona. Einige Exemplare davon wurden in der Londoner "National Art Gallery" ausgestellt und fotografisch archiviert. (Unterholzer, S. 289)
Die vielfältigen, auch internationalen Aktivitäten von "Eva & Co", auch im Rahmen der IAWA, der internationalen Künstlerinnengemeinschaft brachten aber schließlich das Resümee, dass 10 Jahre Alibi für die schlechte Präsenz der Frauen im Kunstbetrieb genug waren. Sie hatten genug vom Organisieren, sie wollten nur mehr ihre Kunst machen: Es lag nun an der allgemeinen Öffentlichkeit, dafür zu sorgen, dass Frauen mehr in der Öffentlichkeit präsent seien. (siehe Manifest von Eva & Co)
"Ein letztes Mal noch geben sich die Künstlerinnen um "Eva & Co" 1993 die Ehre: Sie treffen sich zum pompösen Leichenschmaus, bekocht von Erika Thümmel - nach Kochrezepten von Katharina Prato." (Unterholzer, S. 293)


Zitat:
Veronika Dreier: "Wichtig ist die künstlerische Tätigkeit. Die Aktion und das, was sie bewirkt, sind von Bedeutung. Nichts anderes." (Unterholzer, S. 287)

Ausgewählte Literatur:
Carmen Unterholzer, Mit der Absage an den Geniemythos kam die Lust an der Kunst. Zu Veronika Dreier, Erika Thümmel und zur Geschichte von Eva & Co, in: Carmen Unterholzer, Ilse Wieser (Hg.), Über den Dächern ist Liesl wahrhaftig. Eine Stadtgeschichte der Grazer Frauen, Wien 1996

Text und Recherche: Ilse Wieser

Manifest Eva & Co >

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