Vorgeschichte und Konzeption


„Die Auseinandersetzung, die Vernetzung und Vermittlung neuer, in den letzten zwanzig Jahren erarbeiteter Bildungsinhalte zur Geschichte der Frauen im allgemeinen und insbesondere zur Geschichte ihres politischen Widerstandes gegen patriarchale Macht- und Herrschaftsstrukturen, somit gegen Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und strukturelle Gewaltmechanismen, die Unrecht gegen Menschen und die Menschlichkeit produzieren, sind unabdingbar für Toleranz, Aufgeschlossenheit und gleichberechtigte politische Handlungsspielräume.“ 1
Ursula Kubes-Hofmann

Superfrau: Dreier,Ursprung
Superfrau: Dreier/Ursprung

Geschichte ist ein Prozess, eine Rekonstruktion der Vergangenheit aus heutiger Sicht. Feministische Geschichtsforschung geht von der Voraussetzung aus, dass Frauen Geschichte gemacht haben und zu jeder Zeit einen wesentlichen Anteil am gesellschaftlichen Lebensprozess hatten und haben. Denkmäler für Frauen gibt es allerdings kaum, Straßen oder Plätze, die nach Frauen benannt werden, sind selten.

In Graz forschen die Historikerin Brigitte Dorfer und die Kulturvermittlerin Ilse Wieser seit 1991 nach Spuren der Geschichte von Frauen und vermitteln ihre Erkenntnisse in den „FrauenStadtSpaziergängen“ – in dieser Kontinuität ein einzigartiges Angebot in Österreich. Zeichen der Erinnerung an Frauen im öffentlichen Raum sind in Graz bisher allerdings genauso selten wie anderswo.

Um der Unsichtbarkeit der Geschichte von Frauen im Stadtraum entgegenzuwirken, entwickelte ich im September 2000 – damals Bildungsreferentin im Verein FRAUENSERVICE Graz - die Idee zu „WOMENT! *– Geschichte von Frauen in Graz wird sichtbar“: Anlässlich von Graz 2003 Kulturhauptstadt Europas und darüber hinaus sollten 23 Orte in Graz die Geschichte und Leistungen von Frauen und Frauengruppen würdigen. Verschiedene Grazer Fraueneinrichtungen schlossen sich als WOMENT!-Netz-Partnerinnen in der Folge mit eigenen Projekten an diese Idee an. Im September 2001 wurde WOMENT! –10 Produktionen umfassend – in das Programm von Graz 2003 Kulturhauptstadt Europas aufgenommen.

Marlene Streeruwitz: „Es geht darum, Würde neu zu verteidigen. Die Würde von Frauen und Fremden. Frauenrechte und Fremdenrechte sind Menschenrechte und als solche unteilbar. Die Verteidigung dieser Rechte muß im Alltag beginnen.“2 Angesichts der aktuellen österreichischen Regierung, die sich weigert Politik für Frauen zu betreiben und stattdessen reaktionäre Familienpolitik umsetzt, angesichts der fortdauernden Gewalt gegen Frauen, gegen „die Anderen, die Fremden“, ist das Projekt WOMENT! als ein Versuch zu verstehen, der Entwürdigung und dem Unsichtbarmachen der Vielfalt menschlichem - insbesondere weiblichen Lebens - entgegenzuwirken.

WOMENT! ist Würdigung von Frauen. Als feministisches Projekt würdigen wir Frauen, die auf jeweils ihre eigene Weise widerständig gegen Vorstellungen und Zuschreibungen „wie Frauen zu sein haben“ waren oder sind und machen damit nicht nur vergangene, sondern auch aktuelle Leistungen von Frauen sichtbar.
Die Zusammenarbeit der WOMENT!-Netz-Partnerinnen ist dabei eine unerlässliche Grundlage für die Akzeptanz und Etablierung des Projektes.

WOMENT! ist nur mit der Unterstützung zahlreicher Menschen zu verwirklichen. Herzlichen Dank an alle, die die Realisierung von WOMENT! ermöglicht haben und ermöglichen!

Bettina Behr
August 2002

* Das Wort WOMENT! (©: B. Behr) sich zusammen aus: WOMYN (Schreibweise amerikanischer feministischer Linguistinnen für WOMEN), MOVEMENTS (für die Bewegungen in der Stadt zur Geschichte von Frauen bei den Grazer FrauenStadtSpaziergängen), MONUMENTS (für Denkmäler) und MEN (auch Männer sind eine Zielgruppe unseres Projekts), das ME steckt zudem in MEmory (Erinnerung). Außerdem erinnert WOMENT! an: MOMENT!


WOMENT! - Idee, Konzept, Koordination: Bettina Behr
WOMENT!-Netz-Partnerinnen: Brigitte Dorfer und Ilse Wieser, Beatrix Grazer/DOKU Graz, Sylvia Groth/Frauengesundheitszentrum Graz, Ingrid Franthal/FRAUENSERVICE Graz, Maria Irnberger/Katholische Frauenbewegung Steiermark, Barbara Hey/Interuniversitäre Koordinationsstelle für Frauen- und Geschlechterforschung Graz, Ingrid Erlacher/MAFALDA, Lisa Rücker/Stadtteilcafe Palaver, Veronika Dreier, Doris Jauk-Hinz, Eva Ursprung/Kunstverein W.A.S. – Women’s Art Support

WOMENT!-Logo: Edda Strobl

Superfrau: Veronika Dreier / Eva Ursprung

Webdesign: Doris Jauk-Hinz

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[ graz 2003 ] [ mur.at ] [ dieStandard ] [ Steirerkrone ]

Bettina Behr
WOMENT!-Koordinatorin und Projektleiterin von "20+03 ORTE"
*1964. Maga., Akademische Referentin für feministische Bildung und Politik.
Studium Bühnenbild und -technik, Kunstuniversität Graz, Diplom. Studium der Kunstgeschichte, Archäologie und Ethnologie in Graz und Wien. Diplom- und Universitätslehrgang Feministisches Grundstudium, [Rosa-Mayreder-College www.rmc.ac.at], Wien/Strobl. Diplomarbeit: „Die Krebsinnen. Feministische Öffentlichkeitsarbeit am Beispiel der Zeitschrift Laufschritte des Vereines FRAUENSERVICE Graz 1985 – 1999.“ www.frauenservice.at/diekrebsinnen
Berufserfahrungen in der Privatwirtschaft und bei Non-Profit-Organisationen. Mitarbeiterin und Initiatorin von feministischen Projekten, Videodokumentationen (Architektinnen in Graz, Frauenwohnprojekt Graz, "Kein Platz - auf der Suche nach Raum für uns").
1996 - 2001 Bildungsreferentin beim FRAUENSERVICE in Graz mit den Arbeitsschwerpunkten feministische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Konzeption und Redaktion der Vereinszeitschrift Laufschritte, Beiträge und Veröffentlichungen u.a. zu Feminismus und Politik/Gewalt/Medien, Feministische Geschichtsvermittlung und Bildung.
Idee, Wortmarke und Konzept von "WOMENT! - Geschichte von Frauen in Graz wird sichtbar".
Seit 2002 selbstständige Projektmanagerin. WOMENT!-Koordinatorin im Auftrag von Graz 2003 Kulturhauptstadt Europas und Projektleiterin von „20+03 ORTE“ im Auftrag des Vereines FRAUENSERVICE Graz.
Bettina Behr, WOMENT! - Idee, Konzept, Koordination
Edda Strobl
*1962. Kunstgeschichte- und Philosophiestudium in Graz, Restauratorinausbildung in Florenz.
Grafik-, Video- und Konzeptkünstlerin. Arbeiten mit vielfältigen Materialien und Medien (Zeichungen, Comics, Computeranimationen, Fotografie, Malerei, Installationen, Performances, Musikkompositionen), unter anderem in den KünstlerInnengruppen FOND und TONTO. Zahlreiche Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland. Lebt und arbeitet in Graz.
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1 Ursula Kubes-Hofmann: Warum ein feministisches Grundstudium? In: Kubes-Hofmann U, Wohovksy E (Hrsg.). Sternzeit. Frauengenerationen und historisches Bewusstsein. Edition VHS, 1998.

2 Marlene Streeruwitz, Tagebuch der Gegenwart. Böhlau Verlag, 2002.


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