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MARIA CÄSAR
Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus

geboren 1920 in Prevalje/Slowenien, aufgewachsen in Judenburg, lebt in Graz

Bezug zu Graz: inhaftiert 1939/40 als Widerstandskämpferin in Graz, lebt und arbeitet in Graz. Menschenrechtspreis des Landes Steiermark 2001.

Umfeld: KPÖ Steiermark, Verband der öst. WiderstandskämpferInnen.

Maria Cäsar - Aufnahmejahr: 1938 Maria Cäsar - Aufnahmejahr: 1998

Maria Cäsar war "immer schon eine politische Frau" (Melliwa/Schaller, S. 199). Nun ist sie 82 Jahre alt und seit 17 Jahren aktiv in ihrer Bildungs- und Bewusstseinsarbeit als Zeitzeugin in Schulen und Bildungseinrichtungen. Sie erhielt im Jahr 2001 den "Menschenrechtspreis des Landes Steiermark".
Als sie nach den Kriegsjahren als Witwe und Mutter von zwei kleinen Kindern nach Graz in eine Baracke am Lendplatz zog, hatte sie keine guten Erinnerungen an die Stadt. Denn hier hatte sie 1939/40 15 Monate im Landesgericht in Einzelhaft verbracht. Angeklagt war sie wegen Vorbereitung zum Hochverrat am nationalsozialistischen Dritten Reich. Sie war 18 Jahre alt.
Die Basis ihrer politischen Tätigkeiten bildete die Forderung nach Gerechtigkeit. Ihre Kindheit und Jugend in einer ArbeiterInnenfamilie in Judenburg war geprägt vom Stolz auf die Klassenzugehörigkeit im Sinne der ArbeiterInnenbewegung, einer sozial, wirtschaftlich und politisch benachteiligten Gesellschaftsschicht. Ihre Familie war im Umfeld der Sozialdemokratie und des Republikanischen Schutzbundes aktiv, der Arbeiterwille wurde gelesen und diskutiert: es wurde politisiert. Hier entstand ihr Protestpotenzial. Maria Cäsar war überdies ein Mädchen, das sich nicht in die vorgeformte Rolle fügte: Sie liebte Debatten, blieb dem Religionsunterricht fern und setzte sich gerne durch. Sie genoss aber auch die Gemeinschaft ihrer Jugendgruppe. Die Herrschaft des autoritären Ständestaates ab 1934 traf dann die Jugendliche unmittelbar: die Roten Falken, die linke Jugendorganisation, der sie angehörte, wurde verboten.
Aus der harmlosen Jugendgruppe wurde im Laufe der Zeit eine Widerstandsgruppe, die sich agitatorisch gegen den Austrofaschismus und seine Einschränkungen wandte. Sie leistete gemeinsam mit kommunistischen Kurieren aus Wien Bewusstseinsarbeit und entwickelte heimliche Strategien. Sie streute Flugzettel aus. Sie beteiligte sich an der Flüsterpropaganda und trug geheime Informationen weiter. Politisch Verfolgte und ihre Familien unterstützte sie. Das Ziel war das beherrschende System empfindlich zu stören. Als die nationalsozialistische Terrorherrschaft begann, war die Judenburger Jugendgruppe gut organisiert.
Das Gefängnis überlebte Maria Cäsar, indem sie Naivität vortäuschte. Aber sie hörte das Fallbeil, wenn andere nicht dieses Glück hatten. Sie nahm nach der Entlassung die Widerstandsarbeit wieder auf, gefährdete sich aber dann in einem Maß, dass sie einen Teil des letzten Kriegsjahres zu den Partisanen fliehen mußte. Später erst erfuhr sie, wie es vielen ihrer MitkämpferInnen ergangen ist: Folterungen und Todesurteile. Einer hatte durch sein Schweigen ihr Leben gerettet.
Ihr Leben in Graz nach dem Krieg war hart, nicht zuletzt wegen ihrer politischen Überzeugung. Daraus entstand ihr Engagement für Frauenrechte. Die Ungleichbehandlung der Geschlechter, die Kriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs, die Lohndiskriminierung der Frauen und die berufliche Ungleichstellung liessen sie bis heute an Protestkundgebungen und Aktionen teilnehmen. Ihr Wille zum politischen Protest und der Optimismus sind sehr lebendig und sind ein Charakteristikum Maria Cäsars.
Erst die feministische Geschichtsforschung hat die weiblichen Formen des Widerstands gewürdigt. "Widerstand jeglicher Art setzt voraus, das beherrschende Machtstrukturen erkannt und bewusst gemacht werden. Zugleich ist damit die Erkenntnis verbunden, vorerst einmal ohnmächtig zu sein. Doch dann wird die Möglichkeit gesehen, verborgene, offene, individualistische, kollektive, reaktive oder aktive Mittel entwickeln zu können, um sich Handlungsräume zu schaffen." (Melliwa/Schaller, S. 211)


Zitat: "Ich bin immer schon eine politische Frau gewesen..."


Ausgewählte Literatur:
Helga Klösch-Melliwa, Roberta Schaller, "Ich bin immer schon eine politische Frau gewesen...". Notizen zu Gesprächen mit Maria Cäsar, in: Carmen Unterholzer, Ilse Wieser (Hg.), Über den Dächern ist Liesl wahrhaftig. Eine Stadtgeschichte der Grazer Frauen, Wien 1996

Text und Recherche: Ilse Wieser

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