May Török von Szendrö wurde in den USA geboren. Ihre Mutter Sofie Gräfin Török von Szendrö wollte eigentlich ihre Eltern von Amerika nach Europa zurückbegleiten. Sie aber verliebte sich in Theodor Puskas von Ditro, der Europa Beauftragter des Unternehmers und Erfinders T.A. Edison war und später bei der Weltausstellung in Paris eine Weltneuheit - das Telefon vorstellte. Die Familie reiste durch Europa - die einjährige May durfte u.a. das Licht im Amerika Pavillon bei der Pariser Weltausstellung einschalten. Wenn sie die Eltern nicht begleitete, lebte sie auf Schloss Waasen bei Graz.
Das junge Mädchen wurde vielseitig gebildet und schrieb bereits als Zwölfjährige erste Feuilletons für verschiedene Zeitungen, vermutlich Grazer Zeitungen. Sie wuchs ohne strenge Zwänge auf, ohne religiöse Festlegung. Bereits als Fünfzehnjährige hatte sie ihre eigene Wohnung in Graz.
Durch ihren Bruder, der die Wiener Militärakademie besuchte, hatte sie als 13 Jährige seinen Kommilitonen, den Khediven Abbas Hilmi, Prinz von Ägypten, kennengelernt. Zufällig traf sie ihn als 23 Jährige in Paris wieder und verliebte sich in ihn. Sie fuhr nach Ägypten und heiratete ihn noch im selben Jahr. Sie nannte sich nun Zubeida Hanum Effendi und war als Nicht-Mohammedanerin inoffiziell des Khediven zweite Frau. Erst 10 Jahre später wurde offiziell geheiratet, nachdem sie zum Islam übergetreten war. Ab nun nannte sie sich Djavidan Hanum.
Die intellektuelle und abenteuerlustige
May Törok aber gab sich mit der Rolle einer ersten Haremsfrau nicht
zufrieden. Unter anderem nahm sie als Mann verkleidet an einer offiziellen
Schlusssteinlegung der Erhöhung des Assuanstaudamms teil, ihr Ehemann
belegte dies mit einer Fotografie. Sie beobachtete das Leben in den Harems
genau und legte später im Jahr 1930 ein überaus kritisches Zeugnis
über diese frauenverachtende Institution in ihrem ersten und aufsehenerregenden
Buch "Harem" nieder. Sie setzte sich intensiv mit dem Islam auseinander
und war eine überzeugte Muslima, widersetzte sich aber vehement den
Einschränkungen und Ungleichbehandlungen gegenüber Frauen. Die
Ehe verlief nicht glücklich und 1913 ging Djavidan Hanum nach Wien
und liess sich scheiden. Sie eröffnete ein Schönheitsinstitut
und kreierte auch ihre eigene Creme, die bis in die 60er Jahre unter ihrem
Namen "Djavidan" verkauft wurde.
In dieser Zeit lernte sie Margarethe und Gerhart Hauptmann kennen. Es entstand eine Freundschaft. Djavidan begann als einzige Schülerin bei Eugen d`Àlbert ihr Klavierspiel zu verfeinern. Sie wurde eine hervorragende Pianistin. 1919 spielte sie anlässlich der Uraufführung von d`Alberts "Revolutionshochzeit". Sie komponierte auch selbst: 1921 wurde die Uraufführung eines Orchesterwerkes von Djavidan in Dresden veranstaltet (nicht erhalten). Im gleichen Jahr lernte sie den Zeichner Olaf Gulbransson und ihren späteren Lebensgefährten, den Sänger und Schauspieler Simon Kulatschkoff kennen. Sie lebte ab 1919 meist in Berlin, unternahm aber zahlreiche Reisen und kam 1938 nach Wien zurück. 1930 war ihr erstes Buch "Harem" erschienen und sie veröffentlichte Hörspiele ("Geheimnisvoller Orient", "Die Stimme der Liebe" u.a.) und Gedichte. 1942 erschien ihr zweites Buch "Gülzar - der Rosengarten".
Zu Kriegsende floh Djavidan Hanum von Wien nach Innsbruck und dolmetschte für die französische Militärregierung.
Sechs Jahre später reiste sie nach Paris. Dort war sie offensichtlich
überwältigt von ihren Erinnerungen und brach auf offener Strasse
zusammen. Die Presse erfuhr von ihren Personalien und machte eine Weltsensation
daraus. Es gab u.a. Versprechungen für eine Hauptrolle in einem Film,
aber alle Angebote lösten sich in Nichts auf. Sie kehrte nach Österreich
zurück.
Nachdem sie zwei Jahre auf
Schloß Hainfeld bei Feldbach bei ihrem Cousin Hammer-Purgstall wohnte,
übersiedelte sie in eine Wohnung am Wittekweg 7, wo sie bis zu ihrem
Tod 1968 mit ihrem Lebensgefährten Kulatschkoff blieb. In dieser Zeit
fing sie auf Anraten ihrer Nichte und Freundin Gisèle d´Ailly zu Malen
an. In kurzer Zeit hatte die begabte Künstlerin Erfolg, sie konnte
ihre Bilder ausstellen und auch gut verkaufen. Ihren Nachbarn am Wittekweg
ist sie durch ihr nächtliches Klavierspiel in Erinnerung geblieben
und als sehr aufmerksame, liebenswürdige und imposante Erscheinung.
Sie starb am 5.August 1968 in Graz und ist am Leonhardfriedhof begraben. Auf ihrem Grabstein ist
nur mehr der Namenszug "Djanan Djavidan" zu sehen.
Zitat: "Mit wissender,
starker Hand müssen wir alle Fäden durchschneiden, die uns zu
Marionetten einer unnötigen Vorstellung verwenden wollen, denn wir
brauchen unsere ganze, echte Kraft, nicht nur für uns, sondern auch
für die, welche schwächer sind als wir. Menschentum verpflichtet
zu Menschlichsein." Harem, Berlin 1930, S 392