20 + 23 Orte für starke Grazerinnen: Christine Touaillon

Von Michaela Reichart

Steirerkrone
28.01.2003

Noch heute stellen Frauen als Professorinnen an den Universitäten eine Minderheit dar. Eine Vorkämpferin ist Christine Touaillon, die 1919 nach vielen Schwierigkeiten bei der Erstellung ihrer wissenschaftlichen Arbeit, als erste Frau an der Philosophischen Fakultät der Grazer Universität um Habilitation ansuchte. Sie hatte bereits 1905 promoviert, als Frau musste sie allerdings wesentlich höhere Qualifikationen vorweisen, als männliche Kollegen. Ein gesicherter wissenschaftlicher Ruf galt als Bedingung. Am Grazer Germanistik-Institut wurde die erste Frau übrigens erst 1993 habilitiert! „Woment!“ errichtet eine seiner 23 Ehrentafeln für Christine Touaillon im Foyer der Grazer Universität.

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20 03 Orte für starke Grazerinnen: Erster Int. Frauentag in Graz 1911

Von Michaela Reichart

Steirerkrone
21.01.2003

Ende des 19. Jahrhunderts haben sich die Arbeiterinnen organisiert, um mit Demos und Streiks auf schlechte Arbeitsbedingungen hinzuweisen. Den Internationalen Frauentag gibt es seit 1910, in Graz war die erste Versammlung am 19. März 1911 in den Räumen des Annenhofs (heutiges UCI Annenhofkino). Der "Kampftag" sollte auf Frauen-Rechte aufmerksam machen; die Forderung nach dem Wahlrecht stand an erster Stelle. 1921 wurde der Frauentag auf den 8.März verlegt. In den 60-ern geriet er fast in Vergessenheit, in den 70-ern wurde er wieder zum Kampftag. Eine der 23 "Woment!"-Tafeln soll in der Annenstraße 29, dem ersten Veranstaltungsort, an den Frauentag erinnern.

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20 + 03 Orte für starke Grazerinnen: Grete Schurz

Von Michaela Reichart

Steirerkrone
14.01.2003
Seite: 21

Jedes Bundesland, jede größere Stadt hat heute eine Frauenbeauftragte. In den 80er-Jahren war die Idee ziemlich neu, dennoch ist in Graz bereits 1986 mit Grete Schurz eine unbeugsame Kämpferin als erste Frauenbeauftragte Österreichs eingesetzt worden. Schurz, 1934 in Graz geboren, wurde als Parteilose von Bürgermeister Stingl in die Regierung berufen, ihr Engagement in Frauenfragen hatte der bekannt schlagfertigen Initiatorin des Frauenhauses diese Ehre eingebracht, die sie acht Jahre lang mehr als beschäftigen sollte. Und sie hat viel erreicht! Mit einer der 23 "Woment!"-Würdigungstafeln soll am Tummelplatz 9, dem Sitz der Frauenbeauftragten, an ihre Leistungen erinnert werden.

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Die Superfrau fliegt auch in die Küche

Grazer Woche
12.01.2003

Zehn Woment!-Projekte sollen Graz im Kulturjahr den weiblichen Stempel aufdrücken.
Erstmals in der Geschichte der Kulturhauptstädte Europas wird mit Woment! ein feministisches Projekt realisiert. Mit der Eröffnung des Infopoints im Café Palaver in der Griesgasse 8 startete somit das Frauenprogramm für 2003. Insgesamt neun weitere Projekte rücken über das Jahr verteilt die weibliche Sicht der Dinge ins rechte Licht:
- 20+03 Orte: 23 Würdigungstafeln sollen die Geschichte von Grazer Frauen sichtbar machen, die auch bei Frauenstadtspaziergängen dokumentiert werden.
- Prato-Restaurant: Lebendes Frauendenkmal im „Mayers“ in der Sackstraße, wo auch nach den Rezepten von Katharina Prato gekocht wird.
- Die Superfrau von Veronika Dreier und Eva Ursprung ist die Werbeträgerin von Woment!
- Website: Unter http://woment.mur.at gibt’s umfassende virtuelle Infos zum Projekt.
Die Woment!-Aktivitäten starten am internationalen Frauentag (8. März), wobei auch Frauenwege, Körperkultur Monumente und vieles mehr realisiert werden.

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Auf den Spuren der Grazer "Superfrauen"
"Woment!" würdigt große Töchter der Stadt

Von Colette M. Schmidt

Der Standard
11.01.03
Seite: 2

Graz - Abenddämmerung in Graz: Aus dem tiefblauen Himmel fliegt zwischen Schneeflocken eine Frau im Superwoman-Kostüm mit erhobenen Armen auf die neue Kulturhauptstadt Europas zu. Sie schwebt gemeinsam mit anderen Fähnchen der verschiedenen Schwerpunkte von Graz 2003 im Kabelnetz der Straßenbeleuchtung. Hinter der verwegenen Comicfigur Superwoman, mit der die Künstlerinnen Veronika Dreier und Eva Ursprung Graz schon 1988 zum "Intergalaktischen Zentrum für Superfrauen" ausriefen, verbirgt sich Woment!, eines der facettenreichsten und spannendsten Projekte des Jahres.

Acht Frauenorganisationen erarbeiteten für Woment! - eine Wortschöpfung, die sich aus den englischen Worten für Frau und Bewegung, also Woman und Movement, zusammensetzt - zehn Projekte, die sich mit der Geschichte, Kunst und Politik Grazer Frauen auseinander setzen.

Nachhaltige Spuren

Das gemeinsame Ziel sei, erklärt Projektleiterin Bettina Behr, "das Sichtbarmachen der Spuren, die Frauen in der Geschichte dieser Stadt hinterlassen haben". Denn obwohl Graz einige große Töchter, wie etwa die Fotografin Inge Morath, die NS-Widerstandskämpferin Maria Cäsar, die Schauspielerin und Schriftstellerin Mela Hartwig oder die Architektin Herta Frauneder-Rottleuthner, hervorbrachte, erinnern an diese Frauen weder Denkmäler noch Straßennamen. Letztere wurden in der Regel nach Männern und Tieren benannt.

Die Aktion 20+03 Orte soll eine Würdigung von bekannten und auch vielen unbekannten Frauen, wie etwa jener, die bei einem feministischen Aufstand 1920 ermordet wurde, permanent im Grazer Stadtbild verankern. Ende Februar, noch bevor Woment! rund um den internationalen Frauentag am 8. März offiziell startet, werden 23 Würdigungstafeln der Künstlerin Sabina Hörtner im öffentlichen Raum installiert werden. Die Texte auf den Emailtafeln wurden von der Autorin Eva Rossmann verfasst.

Damen-Bicycle-Club

Eine Würdigung der lustvollen Art wird das "Restaurant à la Katharina Prato", das am 7. März in der Sackstraße 29 eröffnet wird und - vorerst bis Dezember - die üppigen Gerichte einer Bestsellerautorin des 19. Jahrhunderts anbieten wird. Die 1897 verstorbene Katharina Prato, von der die Redewendung "Man nehme . . ." stammt, veröffentlichte 1858 ein legendäres Kochbuch, das bis heute das auflagenstärkste Buch des Styria Verlags ist.

Wer nach einem Besuch im Prato-Restaurant den Wunsch nach körperlicher Bewegung verspürt, kann sich auf einen "Frauenstadtspaziergang" oder sogar auf eine Radrundfahrt begeben. Auf den Spuren des 1893 als emanzipatorischer Akt gegründeten, damals höchst unkonventionellen Grazer Damen-Bicycle- Clubs kann man die feministische Geschichte und Gegenwart der Stadt - im wahrsten Sinne - erfahren.

Am Donnerstag wurde der Woment!-Infopoint im Café Palaver in der Griesgasse 8 eröffnet. Dort erfährt man jeden Montag von 12 bis 17 Uhr sowie von Dienstag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr Details.

Standard Web-Tipp: woment.mur.at

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Starke Grazerinnen
"Woment!"-Infopoint im Cafe Palaver

Von Michaela Reichart

Steirerkrone
11.01.2003

Seite: 26

Das Projekt "Woment!", bei dem es um Frauen und ihre Geschichte in Graz geht, wird in der "Steirerkrone" laufend präsentiert. Jetzt kann man sich auch im neu eröffneten "Woment!"-Infopoint im Stadtteilcaf' Palaver (Griesgasse 8) über die zahlreichen Vorhaben der engagierten Projektbetreiberinnen informieren.

"Woment!" ist das erste feministische Projekt im Rahmen einer Kulturhauptstadt. Zehn eigenständige Untergruppen - koordiniert von Bettina Behr - sorgen für eine erstaunliche Vielfalt, die alle Facetten der Frauengeschichte beleuchtet. Neben den 23 Würdigungstafeln, die in der "Steirerkrone" jeden Dienstag vorgestellt werden, gibt es Frauenstadtspaziergänge, ein Restaurant ? la Prato, Frauengesundheitsprojekte sowie zahlreiche weitere Programmpunkte.

Die offizielle Eröffnung von "Woment!" findet am 8. März, dem internationalen Frauentag, statt. Bis dahin erhält man täglich frische Informationen im neuen Infopoint, der mit einem Auftritt des multikulturellen Frauenchores offiziell eröffnet wurde, sowie im Internet unter http://woment.mur.at.

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20+03 Orte für starke Grazerinnen
Martha Tausk

Von Michaela Reichart

Steirerkrone
07.01.2003

Martha Tausk (1881 bis 1957) ist zwar keine geborene Grazerin, hat aber hier lokale Polit-Geschichte geschrieben. Im Jahr 1918 zog Martha Tausk als erste weibliche Abgeordnete in den – damals provisorischen – steirischen Landtag ein. Mit sehr eindrucksvollen Reden und praktischem Engagement machte sich die Sozialdemokratin für die Interessen der Frauen stark. Tausk kämpfte für die Sozialversicherung für Heimgehilfinnen und Arbeiterinnen sowie für ein selbstbestimmtes Leben für alle Frauen. Eine der 23 Tafeln, die anlässlich des 2003-Projektes „Woment!“ installiert werden, erinnert an die Pionierin. Angebracht wird die Würdigung an Martha Tausks Wirkungsstätte, dem Landhaus.

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Grazerinnen, einmal vortreten
In der zweitgrößten Stadt Österreichs beginnt nun das Kulturhauptstadtjahr

Von Christa Dietrich

Vorarlberger Nachrichten
04.01.03

Seite: D10

(VN) Auch die Ernennung einer Kulturhauptstadt durch die Europäische Union hat mit der griechischen Kulturministerin Melina Mercouri eine Frau initiiert. Wenn in Graz nun in wenigen Tagen der Startschuss zum Kulturhauptstadtjahr fällt, stellt sich freilich wie immer die Frage, ob es nur eine Marketingsache ist, oder ob nachhaltige Projekte gelingen. Abgesehen davon rücken in Graz im Besonderen die Frauen in den Mittelpunkt.

Bettina Behr, Leiterin des Projekts "woment", hat auch in Graz das festgestellt, was leider für viele Städte gilt. Trotz Denkmalflut ist von den Leistungen der Frauen fast nichts sichtbar. Eine Gruppe von Wissenschafterinnen und Künstlerinnen war sich einig, dass sich das spätestens im Zuge des Kulturhauptstadtjahres ändern sollte.

Behr: "Frauen haben auch Geschichte gemacht, dennoch wird in Schulen ein merkwürdiges Geschichtsbild vermittelt." Andererseits sollten den Frauen ihre weiblichen Vorbilder zurückgegeben werden.

Persönlichkeiten

Dass die berühmte Fotografin Inge Morath aus Graz stammte, dürfte den meisten noch bekannt sein, wenn es darum geht, Wissenschafterinnen zu nennen, die in so genannte männliche Domänen eindrangen und sich dort durchsetzten, oder gar Widerstandskämpferinnen, dann tun sich die meisten Menschen schon schwer. Dass Herta Frauneder-Rottleuthner 1935 an der TU als erste Frau das Architekturstudium absolvierte und fünfzig Jahre trotz Diffamierungen aufgrund ihres Geschlechts tätig war, dass Maria Cäsar als junge Frau gegen die Nationalsozialisten kämpfte, das erfahren die Graz-Besucher und -Bewohner demnächst im Zuge von speziellen Erkundungsgängen. Die Initiative "woment" wird als einen ihrer Programmpunkte nämlich an 23 Häusern und Orten Tafeln anbringen, die an die Grazer Frauen erinnern.

Opfer

Gedacht wird dabei nicht nur an Einzelpersonen, sondern etwa auch an die Opfer und Überlebenden sexualisierter Gewalt oder an historische Ereignisse wie an die von Frauen organisierte Hungerdemonstration im Jahr 1920, die von der Geschichtsschreibung verharmlost wurde.

Nachhaltigkeit

Die Tafeln werden im Übrigen über das Kulturhauptstadtjahr hinaus in der Stadt bleiben. Weitere "woment"-Projekte, die in Zusammenarbeit mit verschiedenen Initiativen entwickelt wurden, beziehen sich auf Gesundheit, Ausbildung oder Religion. Ohne Kulinarik kein Kulturhauptstadtjahr. Und auch dort waltet im Besonderen die oft hintangestellte weibliche Hand. Katharina Prato (1818-1897) war eine erfolgreiche Kochbuchautorin. Im Prato-Restaurant wird nach ihren Rezepten gekocht.

Was die grundsätzliche Nachwirkung des Kulturhauptstadtjahrs für Graz betrifft, ist Bettina Behr nicht nur pessimistisch.

Ansonsten gilt das Übliche: "Sehen wer wie und zu welchem Ziel die Fäden zieht". Da zeichne sich allerdings noch keine Avantgarde in der einstigen Avantgarde-Stadt ab. Netz: http://woment.mur.at

Frauen haben auch Geschichte gemacht, dennoch wird in Schulen ein merkwürdiges Geschichtsbild vermittelt.

BETTINA BEHR

Vereinzelt wird das Kulturhauptstadtjahr auch Initialzündungen bewirken. Andererseits ist es legitim, dass es eine große Marketinggeschichte ist.

BETTINA BEHR

1920 initiierten Frauen eine Hungerdemonstration. Der so genannte "Kirschenrummel" wurde von der Geschichtsschreibung verharmlost.

Maria Cäsar war im Widerstand.

FAKTEN ZUR KULTURHAUPTSTADT

Einwohner: 250.000, davon 60.000 Studenten

Weltkulturerbe: Teile der Innenstadt gehören seit 1999 zum Weltkulturerbe

Internet: www.graz03.at

Einige Programmhöhepunkte: Projekt "woment" (siehe Artikel nebenan), Uraufführung des Musiktheaterstücks "Begehren" von Beat Furrer, Uraufführung des Theaterstücks "Butterfly Blues", Autor und Regisseur Henning Mankell, Ausstellung "Latente Utopien. Experimente der Gegenwartsarchitektur", Uraufführung des Theaterstücks "Chorfantasie" von Gert Jonke, Ausstellungen zu den Grazern Inge Morath (Fotografie) und Leopold von Sacher-Masoch (Literatur)

Kunsthaus: Eröffnung am 27. September

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20+03 Orte: Blitzlichter
Über die Lust, Geschichten entstehen zu lassen

Von Ilse Wieser

Laufschritte 1/03
Jänner 1/03

Seit mehr als 11 Jahren Frauenstadtspaziergänge zu machen, ohne sichtbare Zeichen von und für Frauen (außer einigen wenigen Straßennamen meist an der Peripherie und einer Gedenk-Skulptur an Oktavia Aigner-Rollett) in der Stadt Graz, hieß immer wieder die Erschaffung von „imaginären“ Orten: nichts Sichtbares ist da, ausschließlich die Erzählung erschafft Bilder.
Das ist die Lust der Erzählerin: ihren Teilnehmerinnen immer wieder Varianten der Geschichten der Frauen zu erzählen, Bilder immer wieder neu zu kreieren, neue Aspekte zu entdecken, Themen neu zu verknüpfen. Die Idee von Bettina Behr, sichtbare Würdigungen für Frauen in das Grazer Stadtbild zu setzen war und ist sehr motivierend, hier weiterzumachen. Ab 2003 werden nun Würdigungstafeln, Broschüre, Internetseite diese Arbeit unterstützen.

Die "imaginären" Orte
Ich nenne sie "imaginäre" Orte, jene Plätze, Gebäude, Strassen, die Geschichten über Frauen, frauenspezifische Ereignisse und Institutionen speichern. Für die „Wissenden“, und es handelt sich hier um gesellschaftliches Wissen, speichern die Orte Geschichte, und je mehr Menschen von den Geschichten wissen, desto deutlicher wird ein Ort zu einem Speicher der Erinnerung.
Geschichte von Frauen und über Frauen existiert noch nicht sehr lange: seit 30 Jahren erst erforschen feministische Wissenschafterinnen Geschichte neu. Und zwar mit neuen Maßstäben. Es ist das Verdienst des konsequenten feministischen Denkens, Konstruktionen der partiarchalen Geschichtsschreibung aufzudecken. Der Ausschluss der Frauen als Denkende und Handelnde hatte Methode und erscheint oft noch immer als weißer Fleck. Nun gilt es nicht nur, weiße Flecken zu füllen, sondern die gesamte Geschichtsschreibung neu zu sehen und zu beurteilen.

Über die Sehnsucht nach Sichtbarem
Endlich sollte es sichtbar gemachte Würdigungen geben. Wie diese Erinnerungsskulpturen aussehen würden, war anfangs ganz offen. Bettina Behr sprach von Anfang an von "Tafeln", ich dachte vor der Zeit der budgetären Konzeption an Skulpturen, an unübersehbare Installationen. Vorerst war ja alles möglich.
In Gesprächen mit Interessierten entstanden Fantasien von künstlerischen Skulpturen verschiedenster Art, auffallend und individuell. Es wurden Vor- und Nachteile dauerhafter und temporärer Denkmäler abgewogen. Zweifel an der Sinnhaftigkeit von dauerhaften Denkmälern wurden laut und auch, ob sie zeitgemäß wären. Es entstanden Ideen von virtuellen Skulpturen und Videoeinschaltungen in Schaufenstern der Innenstadt. Dann erst eine Idee von Eisskulpturen! Da in diesen Diskussionen die Denkmalinstallationen immer mehr von kurzer Überlebensdauer gekennzeichnet waren, wurden folgende Fragen immer deutlicher: Warum sollten ausgerechnet Denkmäler an Frauen temporär sein? Sind Frauen wirklich nicht der dauerhaften Würdigung wert? Bettina Behrs Idee von 20+03 dauerhaften Tafeln entsprach immer eindeutiger einer Würdigung. Die Zahl 23 versprach eine gewisse „Effizienz“ (bevor der enorme Arbeitsaufwand deutlich wurde) des Projekts: endlich sollten wirklich „viele“ Frauen dauerhaft und öffentlich unübersehbar gewürdigt werden.

Kontakte und Motivation
Hier sind nur einige Blitzlichter auf die Motivationsschübe in der teilweise sehr aufwändigen Recherche und Zusammenarbeit im letzten Jahr:
Die Suche nach Abbildungen brachte positive Überraschungen mit sich: ein Foto mit den Gründungsmitgliedern des Damen-Bicycle-Clubs samt Legende tauchte auf und ein kunstvolles Foto eines Dienstmädchens in der bürgerlichen Familie konnte den Aufsatz zu den Nicht bezahlten Arbeiten von Frauen vervollständigen.
Sehr motivierend war der Kontakt mit einigen HausbesitzerInnen. Ihr manchmal entgegenkommendes Interesse und auch teilweise ihre Freude am Geschichtlichen lösten eine Empfindung des Willkommenseins meiner Arbeit (neben einigen Schwierigkeiten) aus.
Über die Tätigkeit der ersten Frauenbeauftragten Grete Schurz zu schreiben und mit ihr wieder in einen intensiveren Kontakt zu treten, war genau so eine Motivation wie der Kontakt mit Maria Cäsar. Sehr unterstützend wirkte dabei das DOKU.
Die Telefonate mit Hanna Schnedl-Bubenicek brachten sie wieder als Pionierin der frauengeschichtlichen Forschung zurück ins Gedächtnis. Sie ist jene Germanistin, die Christine Touaillon wiederentdeckte.
Die Recherchen für den Aufsatz über Djavidan Hanum brachte den Kontakt mit Heinz Trenczak und Klaus Rottenbacher mit sich, die mit Leidenschaft den Spuren der ehemaligen ägyptischen Prinzessin und Künstlerin folgen. Beide stellten grundlegendes Material zur Verfügung.
Motivierend ist nicht zuletzt die sorgfältige und umsichtige Arbeit von Bettina Behr!
Ich empfinde das Projekt 20+03 Orte als einen Meilenstein für die feministische kulturelle Arbeit in Graz und einen weiteren wichtigen Schritt, um Frauengeschichte zu verorten.

Ilse Wieser , Kulturvermittlerin

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Die Bilder im Kopf oder Ehre wem Ehre gebührt

Von Brigitte Dorfer

Laufschritte 1/03
Jänner 1/03

Seit über 10 Jahren gibt es sie schon die FrauenStadtSpaziergänge in Graz und sind mit dieser langen Tradition schon selbst Geschichte.
Meine Aufgabe sehe ich vor allem darin, das zu erzählen und zu vermitteln, was wir über die Frauen dieser Stadt wissen: Wir wissen einiges über die ersten Studentinnen, über die Situation der Dienstbotinnen, über Mädchenbildung und vieles andere. Gut, das ist Information, die ich bei den Spaziergängen erzähle. Und dann stehen wir vor Häusern, die längst nichts mehr von all den Frauen und ihren Leben erzählen, in Höfen, die keinen einzigen Hinweis auf all die Frauen geben, die hier gearbeitet, gekämpft, geliebt, gelitten und gefeiert haben und vor Universitäten, an denen das Vergessen der Frauen ja Tradition hat. Und dann kommt WOMENT!. Und der Wunsch Geschichte(n) von Frauen nicht nur in den Köpfen zu haben, sondern auch auf den Straßen zu sehen, wird Wirklichkeit.
„Aber halt, meine Damen so einfach ist das nicht!“, rufen die honorigen Herren der Universitäten, die Hausbesitzer und Staatsdiener. Nicht alle, aber doch einige.
Der eine meint: „Warum wollen Sie gerade eine Tafel für diese Frau und nicht eine für alle Frauen?“ „Ja, weil auch in ihren heiligen Hallen einzelne gewürdigt werden und eben nicht alle. Einer als Wegbereiter des modernen Seilbahnbaues und ein anderer als Wegbereiter der Hydraulik und des Wasserbaues und natürlich noch einige andere.“ Ich bin auch sehr froh darüber, dass diese Wege bereitet wurden und genieße die Annehmlichkeiten eines modernen Seilbahnbaues. Die eine Frau ist eine Wegbereiterin im Freibadbau und für sie soll es andere Gesetze geben? Der nächste: „Ausgeschlossen, keine Diskussion. Es gibt viele andere Musikerinnen, aber die nicht.“ Ja, ausgeschlossen sind Frauen nach wie vor, vor allem, wenn es um die Ehre geht!
Der nächste: „Die kenn ich nicht, die soll sich bei mir vorstellen. Und wenn die in meinem Haus gelebt hat, dann hätte ich das wissen müssen. Wo ist der Meldezettel?“ „Ja, aber sie (eine weltbekannte Schauspielerin) hat bei Freunden in ihrem Haus gelebt und das mit dem Vorstellen geht nicht, sie ist vor 10 Jahren verstorben.“ Der Hausbesitzer: „Na dann geht das eben nicht!“
Andere aber sehen es als Ehre, dass eine Tafel an ihr Haus kommt und an Frauen erinnert und teilen die Freude darüber.
Und viele werden sich freuen, wenn sie durch die Stadt gehen und die Bilder im Kopf eine sichtbare Ergänzung finden.
Und hier gleich noch eine Würdigung: All dies wäre ohne die Begeisterung, das Überwinden der Widerstände und den langen Atem von allen Beteiligten nicht realisierbar und wird möglich durch die Unermüdlichkeit von der Projektkoordinatorin Bettina Behr.

Mag.a Brigitte Dorfer, Historikerin

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"Kennen Sie EVA&Co?"

Von Ingrid Franthal

Laufschritte 1/03
Jänner 1/03

“Ihr ungezählten Frauen und was ihr getan wurde ausgelöscht in den Büchern der Vergangenheit“ heißt es in einem Lied der Hamburger Frauenliedergruppe Schneewittchen (1978).
Dass Leistungen von Frauen nicht gleich bewertet wurden/werden wie die von Männern, ist mir erst kürzlich wieder aufgefallen. Den SchülerInnen einer 1. Klasse Gymnasium wurde im Unterrichtsfach Bildnerische Erziehung die Aufgabe gestellt ein Referat über einen berühmten Maler vorzubereiten. Mein Sohn, ein aufmerksamer Zuhörer der Ausführungen von Ilse Wieser und Brigitte Dorfer – ich hatte ihn zur Präsentation des Folders „Berühmte Frauen zu Graz“ und zur Feier „10 Jahre FrauenStadtSpaziergänge“ mitgenommen - wollte eine Malerin vorstellen. Abgesehen davon, dass ich natürlich sehr stolz auf ihn war, brachte mich seine Frage in Verlegenheit. Rembrandt, Schiele, Klimt,... ich hätte sofort eine Reihe von Malern aufzählen können. Mir fiel keine einzige Malerin ein. Erst nach Durchforstung einiger Bücher fanden wir heraus, dass es sie gibt, Malerinnen wie Angelika Kauffmann, Käthe Kollwitz, Artemisia Gentileschi, Suzanne Paladon, Luise Bourgeois, oder die Impressionistinnen Berthe Morisot und Mary Cassett. Mein Sohn stellte Angelika Kauffmann vor, deren Selbstporträt bis in die frühen 90iger Jahre auf den 100 Schilling-Scheinen zu finden war. Übrigens: seine Professorin war der Meinung, Angelika Kaufmann sei eine Dichterin, und diese blieb neben 22 Künstlern auch die einzige Malerin, die vorgestellt wurde.
Geschichte sowie Leistungen von Frauen dauerhaft und für eine breite Öffentlichkeit sichtbar zu machen ist das Ziel des Projektes WOMENT! 20+03 ORTE im Rahmen von Graz Kulturhauptstadt 2003.
Im Sommer 2000 wurde im Rahmen einer Frauenplattform über einen Frauenschwerpunkt im Programm von Graz 2003 Kulturhauptstadt Europas nachgedacht. Der Vorschlag von Bettina Behr, damals Bildungsreferentin im Frauenservice, Würdigungstafeln, die auf Leistungen von Frauen hinweisen und auch Ausgangspunkte bzw. Ziele der FrauenStadtSpaziergänge sein könnten, gefiel mir außerordentlich gut. Er fand auch in der Plattform breite Zustimmung. Brigitte Dorfer und Ilse Wieser, die seit über 10 Jahren im Auftrag des Vereins Frauenservice die Grazer FrauenStadtSpaziergänge erfolgreich durchführen, wurden mit den Recherchen und der Konzipierung für die Würdigungstafeln betraut. Ab 8. März 2003 werden die von Sabina Hörtner gestalteten und mit Inschrifttexten von Eva Roßmann versehenen Tafeln im Rahmen der Eröffnung von WOMENT! zu besichtigen sein. Auch die 10 FrauenStadtSpaziergänge 2003 besuchen die Installationen zur Grazer Frauengeschichte.
Ich hoffe sehr, dass andere Städte dem Beispiel von WOMENT ORTE folgen werden.

Dr. Ingrid Franthal, Geschäftsführerin Frauenservice

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Graz 2003 und WOMENT!

Von Katharina Hofmann-Sewera

Laufschritte 1/03
Jänner 1/03

Als Bettina Behr Anfang Jänner 2001 WOMENT! in einer ersten Form bei Graz 2003 – Kulturhauptstadt Europas einreichte, hatten bereits monatelang verschiedene Vertreterinnen von Grazer Fraueninitiativen mitunter verzweifelt nach dem gemeinsamen Nenner für ein adäquates Auftreten im Kulturhauptstadtjahr gesucht. Die Vorgeschichte umfasst unter anderem eine spezielle von Künstlerinnen gestaltete und bespielte Autobuslinie (aus budgetären und organisatorischen Gründen nicht realisierbar) und eine einwöchige Veranstaltung zum Thema „Frau und Körper“ (wichtig, aber hinsichtlich der Dimension und somit Präsenz im Gesamtprogramm nicht zufriedenstellend, weil nicht ausreichend).
Ein erstes Ziel war die Kooperation möglichst vieler Initiativen für/von Frauen, was auch in der Theorie bald erreicht war, in der Umsetzung aber einen roten Faden benötigte – und diesen seit rund 2 Jahren mit WOMENT! gefunden hat.
WOMENT! passt besonders gut zu dem weiter gefassten Kulturbegriff von Graz 2003: Ohne die grundsätzliche feministische Basis des Projektes zu verwässern, ist es gelungen, die Thematik einem breiten (auch männlichen) Publikum – mein Lieblingsbeispiel: der Graz 2003 Projekt-Sponsor „Toni’s Freilandeier“ - näher zubringen: Durch eine hervorragende historische Recherche, spannende und interessante Frauenfiguren, einer witzigen Visualisierung mit der fliegenden Superfrau als Gallionsfigur, durch einen qualitativ hochwertigen künstlerischen Wettbewerb mit einem international herzeigbaren Ergebnis (den Würdigungstafeln von Sabina Hörtner) und einem vielseitigen, teils künstlerischen, teils wissenschaftlichen Rahmenprogramm.
Ich persönlich halte WOMENT! für eines der Paradebeispiele für die Möglichkeiten einer Kulturhauptstadt Europas – die Vernetzung von in der Stadt arbeitenden Initiativen, die Ermöglichung eines nach außen wirksamen Projektes und die Unterstützung der Präsenz der Thematik durch mediale und nachhaltige Aktivitäten wie die Würdigungstafeln im öffentlichen Raum und die FrauenStadtSpaziergänge über das Jahr 2003 hinaus. In diesem Sinne und auch aufgrund der gewichtigen Tatsache, dass das Projekt und Bettina Behr im Vorfeld schon das 2003-Team (beide Geschlechter) positiv infiltriert haben, steht für mich schon jetzt vor dem eigentlichen Beginn am 8.3.2003 der Erfolg von WOMENT! außer Frage.

Mag.a Katharina Hofmann-Sewera
Graz 2003 Kulturhauptstadt Europas
Assistentin des Intendanten/Internationale Beziehungen
http://www.graz03.at/

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WOMENT!
Geschichte der Frauen in Graz wird sichtbar

Von Bettina Behr

Laufschritte 1/03
Jänner 1/03

"Widerstand ist das Geheimnis des Glücks!"
Alice Walker

Um der bisher bestehenden Unsichtbarkeit der Geschichte von Frauen im Grazer Stadtraum entgegenzuwirken, entwickelte ich im September 2000 – damals Bildungsreferentin im Frauenservice - die Idee zu „WOMENT!“: Anlässlich von Graz 2003 - Kulturhauptstadt Europas und darüber hinaus sollen 23 Orte in Graz vergangene Geschichte und aktuelle Leistungen von Frauen und Frauengruppen würdigen. Damit würden auch die von Brigitte Dorfer und Ilse Wieser in über einem Jahrzehnt gewonnenen Erkenntnisse der Grazer FrauenStadtSpaziergänge einem großem Publikum zur Verfügung stehen.
Die Fraueneinrichtungen DOKU GRAZ, Frauengesundheitszentrum, Frauenservice und Stadtteilcafe Palaver, Interuniversitäre Koordinationsstelle für Frauen- und Geschlechterforschung, die Katholische Frauenbewegung, Mafalda und der Kunstverein W.A.S. (Veronika Dreier, Doris Jauk-Hinz, Eva Ursprung) schlossen sich in der Folge als WOMENT!-Netz-Partnerinnen mit eigenen Projekten an diese Idee an. Im November 2001 wurde WOMENT!, zehn Produktionen umfassend, in das Programm von GRAZ 2003 aufgenommen und ist damit das erste feministische Projekt in der Geschichte der Kulturhauptstädte Europas!

Seit Jänner 2002 arbeite ich - als selbständige Einzelunternehmerin – an der Umsetzung des Konzeptes. Mit der Unterstützung der WOMENT!-Netz-Partnerinnen, dem Team von Graz 2003 - besonders von Kathi Hofmann-Sewera (Intendanz), Lisi Grand (Projektmanagerin) und Margarethe Makovec (Programmbeirat) – und vielen Menschen wurde bereits einiges vom Geplantem umgesetzt.

Ein Ziel des Projektes ist, vernetztes feministisches Wissen einem großem Publikum zur Verfügung zu stellen. Daher freuen mich besonders die bisherigen Erfolge in der Öffentlichkeitsarbeit. Obwohl WOMENT! ein (relativ kleines) von insgesamt über hundert Projekten bei Graz 2003 ist, wurde darüber bisher über 60 Mal in verschiedenen Medien berichtet! Im September 2002 ging die WOMENT!-Website online, der WOMENT!-Falter ist seit Jänner erhältlich und unser WOMENT!-Infopoint im Stadtteilcafe Palaver ist eröffnet. Nach einem Jahr Arbeit sind seit November 2002 nun auch sämtliche Verträge der WOMENT-Netz-Partnerinnen mit Graz 2003 unterzeichnet.

20+03 ORTE
Zur Würdigung von Frauen in, aus und um Graz

Das FRAUENSERVICE ist Trägerin der größten WOMENT!-Netz-Produktion:
Im Projekt „20+03 ORTE“ ist die Anbringung von 23 Würdigungstafeln zur Geschichte der Grazer Frauen der wichtigste Arbeitsschwerpunkt. Die Auswahl der 23 Orte wurde von Brigitte Dorfer, Ilse Wieser und mir im Dezember 2001 getroffen. Eine Gemeinsamkeit der ausgewählten Frauen, Frauen-/Lesbengruppen sowie für Mädchen/Frauen/Lesben wichtigen Orte und Ereignisse ist Widerständigkeit - gegen traditionelle weibliche Anforderungen und Rollenzuschreibungen, gegen totalitäre Systeme, gegen Gewalt ... die jeweilige Form der Widerständigkeit ist unterschiedlich. Pionierinnen in ihren jeweiligen Wirkungsfeldern sind ebenso vertreten wie frauenhistorisch bedeutsame Ereignisse. Die 23 ORTE erzählen nicht nur Erfolgsgeschichten, sehr oft sind die Biografien der gewürdigten Frauen von Brüchen gekennzeichnet.
Die Recherchen und Texte wurden von Brigitte Dorfer und Ilse Wieser im März 2002 vorläufig abgeschlossen. Zur Gestaltung der Tafeln wurde im Mai ein Wettbewerb - unterstützt von Stadträtin Tatjana Kaltenbeck-Michl - durchgeführt, den die Künstlerin Sabina Hörtner für sich entscheiden konnte. Die Inschriftstexte wurden von der Journalistin und Autorin Eva Rossmann erarbeitet.
Seit Juli ist ein - anfänglich schwieriger - Arbeitsschwerpunkt der Erhalt der Genehmigungen zur Anbringung der Würdigungstafeln. Erfreulicherweise sind mittlerweile – fast - alle notwendigen Genehmigungen eingeholt! Die Tafeln werden im Feber 2003 angebracht; dazu wird die Informations-Broschüre zu den „20+03 ORTEn“ erscheinen. Parallel wurde das Jahresprogramm der FrauenStadtSpaziergänge 2003 erarbeitet (seit Jänner erhältlich) und wird die große WOMENT!-Eröffnung für den 7. und 8. März, dem Internationalen Frauentag 2003, - in Zusammenarbeit mit dem Grazer 8. März-Komitee und der Frauenbeauftragten – vorbereitet.

Nach zweieinhalb Jahren FPÖVP-Regierung in Österreich, in der statt Frauenpolitik vor allem Familienpolitik betrieben wurde, angesichts der aktuellen Entwicklungen, angesichts der fortdauernden Gewalt gegen Frauen, gegen „die Anderen, die Fremden“, verstehe ich das Projekt WOMENT! als einen Versuch, der Entwürdigung, dem Verschweigen und dem Unsichtbarmachen der Vielfalt menschlichen - insbesondere weiblichen Lebens – entgegenzuwirken.

Mit WOMENT! arbeite ich vor allem an zwei Themen:

- gemeinsam mit anderen, vor allem (doch nicht nur) weiblichen Menschen
- den Raum für feministisches Wissen in der Öffentlichkeit zu vergrößern.

Die Ziele, damit zu weiblichem Selbstbewusstsein zu ermutigen und zu einem umfassenderen Begriff von Geschichte zu gelangen, sind mir besonders wichtig und – so meine Erfahrungen bisher - immer wieder erreichbar. Das Interesse und die Unterstützung vieler Menschen stärkt und motiviert mich und uns, um in weiterer Folge wieder tatsächliche Verbesserungen im Leben, in der Gesellschaft, in der Politik für Mädchen/Frauen/Lesben zu realisieren.
Herzlichen Dank an alle, die die Umsetzung von WOMENT! ermöglicht haben und ermöglichen!
Mag.a Bettina Behr
WOMENT!-Koordinatorin und Projektleiterin „20+03 ORTE“
Info: woment@frauenservice.at
Web: http//woment.mur.at

Literatur: Bettina BEHR, Die Krebsinnen, Diplomarbeit, 2001. Ursula Kubes-Hofmann: Warum ein feministisches Grundstudium? In: Kubes-Hofmann U, Wohovksy E (Hg.). Sternzeit. Frauengenerationen und historisches Bewusstsein, 1998. Dorothee Markert, Wachsen am Mehr anderer Frauen, 2002. Ursula Scheu (Hg.), Lexikon der Frauenzitate, 2002. Alice Schwarzer, Der große Unterschied, 2000. Web-Tipp: http://www.fembio.org/

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Das Jahr von Superwoman und die Folgen

Von Brigitte Dorfer

Laufschritte 1/03
Jänner 1/03

Superwoman´s Freude war übergroß. Ist sie doch wirklich zu lange unbedankt gewesen. Aber das Jahr 2003 war auch eine Würdigung für sie. Ihre Lebensgeister waren geweckt, sie genoss es über die Stadt zu schweben, da und dort von Postkarten, Programmen und T-Shirts zu schauen. Und sie war begeistert davon, überall dort dabei zu sein, wo Frauen gewürdigt werden. 23 waren es in diesem Jahr. Superwoman fand das ganz gut, denn schließlich waren das fast 2 Frauen pro Monat, was ja soviel war wie noch niemals zuvor in der Geschichte. Und das klang sogar für Superwoman eigenartig: Noch niemals zuvor in der Geschichte..... Fast alles war schon einmal da, Krieg und Friede, Rezession und Depression, Aufschwung und Wachstum, aber dass Graz 23 Frauen würdigt mit einer Tafel! Da wollte Superwoman natürlich nicht nachstehen und sie plante ihr eigenes Projekt. Sie wollte, dass die Wege, die zu diesen Würdigungstafeln führten auch nach Frauen benannt würden. Unermüdlich arbeitete Superwoman an den neuen Straßenamen, druckte die neuen Straßenschilder und am 1.1.2003 war das Erstaunen riesengroß. Die erste Straßenbahn traf am Inge-Morath-Platz ein, früher Jakominiplatz. Der Fahrer war verstört, wollte die Zentrale informieren. Dort meldete sich eine Frauenstimme „Zentrale am „Platz der widerständigen Frauen“, was kann ich für Sie tun?“ Der Fahrer hatte natürlich zu Sylvester einiges getrunken, aber das war ihm zuviel. Es kam das Signal zum Abfahren. Er fuhr langsam los durch die Woment-Strasse (ehemals Herrengasse) zum „Platz der Frauen aller Welt“ (Hauptplatz). Der gewohnte Blick zum Erzherzog Johann war an diesem Tag nicht möglich. Riesengroß hatte sich dort Superwoman verewigt, sie blickte lächelnd zum Straßenbahnfahrer, der ungläubig über die raschen Veränderungen in Richtung Andritz unterwegs war. Und der hoffte, dass alles nur ein Spuk wäre. Diese Hoffnung wurde ihm gleich zerstört. Denn am nächsten Tag und am übernächsten und auch nach seinem wohlverdienten dreiwöchigen Urlaub war alles anders als zuvor.
Und Superwoman blieb in der Stadt und erfreut sich daran, dass es langsam selbstverständlich wird über Frauen in der Stadt zu lesen, durch Straßen zu gehen, die nach Frauen benannt sind und natürlich freut sie sich am meisten darüber, dass sie den schönen Blick auf den Schlossberg hat und all die Menschen, die über den Hauptplatz eilen, sehen kann.

Mag.a Brigitte Dorfer, Historikerin

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